Bruderschaft

Die St. Antonius Schützenbruderschaft Ginderich 1922 e.V. ist eine von zwei Schützenbruderschaften in Ginderich. Die Mitgliedschaft ist Männern ab dem 30. Lebensjahr, bzw.  verheirateten Männer gestattet. Mit deutlich über 400 Mitgliedern ist sie eine der größten Bruderschaften im Weseler Stadtgebiet. Die hohe Anzahl Mitglieder ist ein Indiz dafür, dass die Schützen im Dorf breit verankert sind. Zu den Mitgliedern zählen nicht nur alt eingesessene Gindericher, sondern auch viele sog. Neubürger und auch ehemalige Gindericher. Mit der älteren Schwester – der St. Antonius Junggesellen Schützenbruderschaft 1643 Ginderich e.V.  – pflegt man ein kooperatives Verhältnis und legt großen Wert auf deren Souveränität.

Gründung, Historisches   (Auszüge aus der Festzeitschrift)

Die St. Antonius-Schützenbruderschaft Ginderich wurde im Jahre 1922 gegründet. Am 18. Juni 1922 tagte im Lokale Ternierßen eine Versammlung Gindericher Bürger. Zweck der Versammlung war die Gründung eines Bürger-Schützenvereins. Aus der Versammlung wurde ein provisorischer Vorstand (Ferdinand Rösen und Albert Wenten) zur Durchberatung der Sache gewählt. Dann wurde noch beschlossen für den kommenden Sonntag, dem 25. Juni eine Versammlung einzuberufen.
Hiermit war unsere heutige St. Antonius Schützenbruderschaft aus der Taufe gehoben.
Bereits auf der für den 25. Juni einberufenen Versammlung wurde eine große Zahl Gindericher Bürger als Mitglieder aufgenommen. Schon bald zählte man 97 Vereinsmitglieder, denen 14 Tage später nochmals 27 Neuaufnahmen folgten. Aus Ihrer Mitte wählten die Bürgerschützen in geheimer Wahl den ersten Vorstand mit Albert Sundermann als 1. Vorsitzendem.
Das erste Stiftungs- und Schützenfest wurde noch im Jahre 1922 zu Kirmes gefeiert. In den nächsten Jahren festigte sich das Bruderschaftsleben. Neben den Schützenfesten nahm die Bruderschaft auch aktiv an der Fastnacht teil und organisierten weitere gemeinschaftliche Unternehmungen. Das letzte Schützenfest vor dem Kriege feierten wir 1938. Ab 1943 ruhte dann das Vereinsleben ganz.
Nachdem 1947 die St. Antonius Junggesellen Schützenbruderschaft den Anfang gemacht hatten, traf sich auch die St. Antonius Schützenbruderschaft Anfang 1949 wieder zu einer ersten Versammlung nach dem Krieg. Das erste Nachkriegsschützenfest wurde am 24. und 25. Juli 1949 gefeiert. Begonnen wurde das Schützenfest, so wie auch heute noch, mit einem gemeinsamen Kirchgang der beiden Gindericher Bruderschaften.
Das Bruderschaftsleben wurde in den nächsten Jahren und Jahrzehnen, aufbauend auf den Fundamenten aus den  Anfängen des letzten Jahrunderts, bis heute weitergelebt.

 

Bruderschaft – Wesen und Aufgabe  (Auszug aus den Statuten)

Der Zweck der Bruderschaft ist die Förderung des heimatlichen Brauchtums, des Fahnenschwenkens und des Schießsports.
Die Schützenbruderschaft ist eine Vereinigung von Männern, die sich zu den Grundsätzen und Zielen des Zentralverbandes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften in Köln e.V. bekennt. Sie ist Mitglied dieses Verbandes, dessen Statut und Rahmensatzung für sie verbindlich sind.

 

Bruderschaft – Selbstverständnis in der heutigen Zeit 
(Abschrift des Artikels “Schützende Brüder” aus der Rheinischen Post vom 19.02.03):

“Schützende Brüder
Bruderschaften, Die historischen Schützenvereinigungen verzeichnen eine regelrechte Renaissance: Traditionspflege ist wieder gefragt – auch bei der Jugend.

Tradition und Wandel ist der Titel einer Ausstellung im Kreismuseum Zons, die das 75-jährige Bestehen des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften würdigt. Anläßlich der Eröffnung sprach unser Redakteur Jens Voß mit dem Bundespräses des Bundes, Domkapitular Prälat Heiner Koch, über Gegenwart und Zukunftschancen der Bruderschaften.

Wenn Sie einem Außerirdischen erklären müssten, wozu Schützenbruderschaften gut sind – was würden Sie ihm sagen?

Erstens: Sie sind für viele eine Heimat in einer oft anonymen Gesellschaft. Zweitens: Sie sind für viele Menschen die Verbindung mit ihrer Geschichte. Drittens: Sie sind für viele die Brücke zur christlichen Botschaft und zur Kirche. Viertens: Sie sind für viele eine Möglichkeit, sich sozial-nachbarschaftlich bis in den politischen Bereich hinein zu engagieren.

Wie tief reichen die christlichen Bindungen? Es gibt den Vorwurf, dass der katholische Teil des Vereinsleben aus purer Gewohnheit abgefeiert wird.

Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften ist in meiner Amtszeit als kirchlicher Verein anerkannt worden. Das war nicht nur ein äußerer Akt, sondern wurde in vielen Diskussionen und Foren lange erörtert – die Entscheidung war inhaltlicher Natur. Heute gibt es eine Unzahl von Besinnungstagen und Festgottesdiensten. Die Bruderschaften stellen sich bewusst in die kirchlich-christliche Tradition und legen diesen Maßstab an sich an. Zu sagen, die religiöse Substanz in den Bruderschaften würde immer dünner, ist eigentlich falsch; sie ist aber sicherlich steigerbar.

Uniformen, Orden, Ketten, Fahnen, Umzüge, Majestäten – wie überleben solche Rituale?

Weil wir Gemeinschaften bilden, die weit mehr sind als eine Festgemeinschaft für ein paar Tage. Weil wir eine Gemeinschaft bilden, die dem Menschen Stabilität und Heimat gibt, die er sonst oft nicht hat, und zwar das ganze Jahr über; eine Gemeinschaft, die auch die Familie miteinbezieht, und eine Gemeinschaft, die äußerlich und innerlich profiliert anders ist als bestimmt Trends in der Gesellschaft. Das macht sie gerade für junge Leute inzwischen wieder interessanter. Hier gab es in den letzten zehn Jahren deutliche Veränderungen. Natürlich waren die Traditionsabbrüche seit der 68er-Zeit auch für die Bruderschaften ein tiefer Einbruch; inzwischen aber ist die Rückbesinnung auf die Tradition wieder sehr gefragt. Man könnte sogar sagen: Die Bruderschaften stehen vor einer Renaissance.

Wie reagieren Sie auf Geringschätzung der Bruderschaften?

Naürlich gibt es solche Reaktionen. Aber ich stelle immer die Gegenfragen, ob es keinen Sinn macht, eine Gemeinschaft zu bilden; ob es keinen Sinn macht, Traditionen weiterzugeben, in denen wir uns als geschichtliche Wesen erleben; ob es keinen Sinn macht, religiöse Werte erfahrbar zu machen; und ob es keinen Sinn macht, zu feiern und sich zu freuen, ohne den Blick für die dunklen Seiten des Lebens zu verlieren.

Bruderschaft – nur ein Name oder auch inneres Programm?

Zunächst: Es gibt in vielen Bruderschaften mittlerweile auch viel Frauen. Der Begriff wird hochgehalten, weil er etwas aussagt, wonach Menschen sich sehnen: Freundschaft, die nicht nur eine Gut-Wetter-Freundschaft ist. Außerdem ist in dem Begriff die mittelalterliche Tradition lebendig – und die hat für viele eine hohe Lebenbedeutung. Und schließlich wird dieser Begriff zunehmend auch mit sozial-karitativem Engagement erfüllt. Dieser Zug wird immer stärker in den Bruderschaften. Wir sind zum Beispiel mit Millionen an Aufbauprojekten in Osteuropa engagiert.

Gibt es Felder, auf denen Sie als Bund besonders arbeiten müssen?

Auf allen Feldern. Es gibt nicht, was heute stabil oder selbstverständlich ist. Die Pluralität der Gesellschaft fordert von uns eine permanente Selbstüberprüfung. Auch die Frage nach geistigem Profil und Offenheit müssen wir uns immer wieder neu stellen. Vor allem: Wir dürfen unsere christliche Substanz nicht verlieren und versuchen, selbstbewusst in der Öffentlichkeit aufzutreten und unsere Gesellschaft mitzuprägen.

Gibt es Nachwuchssorgen bei den Schützen?

Die Schützenjugend ist eine der wenigen Jugendverbände, die deutlich steigende Zahlen aufweisen, wie überhaupt die Schützenverbände steigende Mitgliederzahlen haben. Das ist ganz erstaunlich: Man hat immer prophezeit, dass diese taditionsbebundenen, an festen Riten festhaltenden Gemeinschaften absterben werden – genau das Gegenteil ist der Fall.”

“Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften entstand 1928 in Köln als “Erzbruderschaft vom heiligen Sebastianus”. Er ist der Zusammenschluss von katholischen Schützenvereinigungen, die auf eine bis zu 700-jährige Geschichte zurückblicken. Während der Nazi-Zeit waren die Bruderschaften und ihr Verband verboten. Unter dem Schutz der Kirche konnten sich die Vereinigungen nach dem Krieg neu gründen. Heute gehören dem Bund 600.000 Schützenbrüder und -schwestern in 1316 Bruderschaften an. Im Geiste der Ökumene hat sich der Verband für evangelische Christen geöffnet. Die Bruderschaften sind beheimatet in den Diozesen Aachen, Köln, Essen, Trier, Münster und Paderborn.”