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Tradition und Wandel

Früher hatten wir ein halbes Dutzend Kneipen. Am Wochenende gab es drei Messen. Der Frühschoppen nach dem Hochamt war heilig. Beides war gut besucht. Wir hatten einen Schmied, ein Milchgeschäft, zwei Bäcker, ein Schuster, ein Schneider, zwei Lebensmittelgeschäfte, eine Schule und sogar eine Tankstelle. Auf der Kirmes stand ein Autoscooter und eine Raupe. Schulbücher wurden bei Karin bestellt und im Fernseher konnten wir zwischen drei Programmen wählen.

Heute sind wir froh, dass es noch eine Kneipe gibt und gehen trotzdem kaum hin. Von den drei Messen am Wochenende ist noch eine geblieben und die Beteilung an dieser einen Messe könnte durchaus besser sein. Glücklicherweise ist uns ein Lebensmittelgeschäft und ein Bäcker geblieben. In Kürze soll es auch wieder einen Frisörsalon geben. Am Fernseher können wir zwischen dutzenden Programmen auswählen und die Datenautobahn soll mit Lichtgeschwindigkeit zu uns kommen und vielfältige Möglichkeiten des Entertainments bieten.

Die Zeiten haben sich geändert und sie tun es noch weiter. Das Festhalten an Traditionen hilft uns, unsere Identität zu finden und zu leben, uns zu orientieren und Gemeinschaft zu pflegen. Zu den primären Aufgaben einer Schützenbruderschaft gehört es diese Gemeinschaft zu stiften und Traditionen zu pflegen. Aber Traditionen sind nicht unantastbar. Es liegt in der uns übertragenen Verantwortung, Traditionen und Bräuche regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf neu zu justieren. So wie z.B. die Aufnahme von Schützenbrüdern mit evangelischer Konfession in unsere Schützenbruderschaft heute kein Gemüt mehr erregt und für uns eine Selbstverständlichkeit darstellt, so kann aus der Verlegung eine Traditionsfestes wie das Christkönigsfest auf einen Samstag – sofern viele gute Gründe dafür sprechen – auch kein Tabubruch abgeleitet werden.

Insofern würden wir uns freuen, wenn viele Schützenbrüder der Einladung zum Christkönigsfest am Samstag, den 19. November folgen würden.

Stefan Döring